Manch Computer-affiner Zeitgenosse hat sicher schonmal den Wunsch gahabt, einen Computer zu besitzen, der über das normale Maß hinaus leistungsfähig ist. Allerdings hat leistungsfähige Hardware ihren Preis. Um dennoch ein Gerät im eigenen Computer-Repertoire zu haben, das einen die Luft von professionellen Servern und Workstations schnuppern lässt, dabei aber bezahlbar bleibt, ist der Rückgriff auf gebrauchte, ältere Hardware eine Option. Wenn man bedenkt, dass ein aktueller Xeon mit acht Kernen (Xeon E5-2650, 2 GHz, Sandy Bridge, Stand Oktober 2012) für über 1000 Euro über den Ladentisch geht (und da ist das Drumherum noch nicht dabei), ist ein Rückgriff auf beispielsweise zwei vier Jahre alte Xeons (E5440, 2,83 GHz, 4 Kerne, Penryn-Architektur, Neupreis 2008 650 $) auf einem Dual-Prozessor-Board eine Alternative. Die meisten Teile aus dieser Zeit erhält man ohnehin nicht neuwertig, also kann man auch von vornherein den Kauf von Gebrauchtware ins Auge fassen. Die Quelle Nr. 1 für dieses Ansinnen ist - wie sollte es anders sein - eBay inklusive eBay Kleinanzeigen.

Dieser Artikel soll Bericht und Anleitung zugleich sein. Ich habe hier aufgeschrieben und fotografiert, welche Arbeitsschritte nötig sind und was zu beachten ist. Wie immer gilt: Vorsicht beim Hantieren mit elektronischen Bauteilen, die sind empfindlich! Und Stecker aus der Steckdose beim Basteln!

Hat man noch "überflüssige" Hardwarebestandteile herum liegen, so kann man diese natürllich mit einplanen. Vor allem bei Laufwerken stellt dies im allgemeinen kein Problem dar. Etwas schwieriger sieht es da schon beim Thema Gehäuse und Netzteile aus, denn Server-Hauptplatinen sind meist deutlich größer als ATX-Mainboards und benötigen auch teilweise andere Stromanschlüsse. Die Verwendung von "normalem" Arbeitsspeicher fällt aus, es kommt nahezu immer ECC- (Fehlerkorektur) und FB- (Fully Buffered, größere Stabilität) RAM zum Einsatz.

Folglich ist die Beschaffung von Hauptplatine, Arbeitsspeicher, CPU, CPU-Lüfter und Gehäuse einzuplanen. Soll an der "Workstation" auch noch gespielt werden, muss man auch noch eine Grafikkarte einplanen. Dies kann ein schwieriges Unterfangen werden, doch dazu später mehr.

01-testsetup-supermicro 004 300pxNach einigem Suchen fand ich ein Komponenten-Bundle, das meinen Ansprüchen recht nahe kam. Es handelte sich um ein Big-Tower-Gehäuse inklusive Netzteil mit einer Hauptplatine für zwei CPUs von Supermicro (X7DVL-E), dazu kommt ein Zweikern-Xeon L5050 sowie 4 x 4 GB DDR2-SDRAM (FB, ECC). Außerdem gehören noch ein DVD- und ein Diskettenlaufwerk dazu. Das ganze hat mich inklusive Versand erstmal 250 Euro gekostet. Da der Prozessor aber nur zwei Kerne hat und auch nur eine CPU mit dazu gehört, habe ich zusätzlich noch zwei XEON E5440-CPUs sowie einen weiteren CPU-Lüfter für insgesamt 175 Euro hinzu gekauft. Dabei habe ich festgestellt, dass man, wenn man denn nicht zu unverschämt ist, mit eigenen Preisvorschlägen durchaus Erfolg haben kann und so den eigentlich geforderten Preis ein wenig drücken kann.


Das Paket kam recht zügig, bei der Entgegennahme klapperte es aber etwas verdächtig aus der Kiste. Der Verkäufer hatte den CPU-Kühler demontiert (prinzipiell zum Versand eine gute Idee), dabei aber nicht bedacht, dass just bei diesem Board noch unter den Prozessorsockeln eine Metallplatte als Gegenpart zu den Kühlern sitzt. Diese Platte flog fröhlich hinter dem Board durch die Gegend. Ich baute also das Board aus dem Gehäuse aus und schraubte Halteplatte und Kühlkürper fest. Beschädigungen durch die lose Platte waren nicht erkennbar. Zu meinem großen Verdruss passierte nach dem Anschalten des nahezu kompletten PCs (nur die Festplatte fehlte) erstmal nichts. Naja, fast nichts, der BIOS-Beepcode für defekten Arbeitsspeicher ertönte... Sollte doch etwas beschädigt sein?

Ursprünglich waren wohl sechs Module zu 4GB installiert gewesen, der Verkäufer hat aber zwei Module behalten. Nun muss Arbeitsspeicher auf Hauptplatinen immer in einer gewissen Reihenfolge in die Steckplätze gesetzt werden. Bei Durchschnitts-Mainboards passiert meist nichts dramatisches, wenn die Module nicht nach Plan platziert werden, im schlimmsten Fall ist das System einfach nur langsamer. Bei Server-Boards muss hingegen peinlich genau auf die richtige Reihung geachtet werden, sonst läuft gar nichts. Nach längerem Herumprobieren und unter Zuhilfenahme des Handbuchs konnte ich doch eine Kombination finden, in der der Speicher erkannt wurde. Der Rechner startete endlich!

02-xeons-5440 038 300pxNachdem die prinzipielle Funktionsfähigkeit der erworbenen Gebrauchthardware bestätigt werden konnte, sollten nun die beiden eigentlich vorgesehenen Prozessoren installiert werden. Um die gute Hardware nicht unnötigen Gefahren auszusetzen habe ich erstmal mit einer der beiden CPUs begonnen. Nach dem Einbau und einem Neustart blieb aber der Monitor schwarz. Da die CPU aber keineswegs defekt aussah (CPUs sind auch eher schwar kaputt zu bekommen), konnte dahinter nur eine Inkompatibilität stecken. Also die ursprüngliche CPU wieder eingebaut und einen Blick ins BIOS geworfen. Der Vergleich mit der Hersteller-Website ergibt, dass auf dem Board nicht das aktuellste BIOS installiert ist. Leider gibt es für diese Hauptplatine nur eine Möglichkeit, das BIOS zu aktualisieren: Mit einer DOS-Bootdiskette!


Wie erstelle ich nun eine Bootdiskette? Dazu braucht man einen aktiven PC mit Diskettenlaufwerk. Keiner meiner aktiven PCs hat mehr ein Diskettenlaufwerk... Aber im "Archiv" gibts zum Glück ein älteres Toshiba-Notebook, dessen CD-Laufwerk gegen ein Diskettenlaufwerk getauscht werden kann. Ein Windows ist auch noch drauf. Und irgendwo in der Wühlkiste befindet sich auch noch ein altes Diskettenlaufwerk, das nun ans aktuelle Board angschlossen werden kann.

Also frisch ans Werk und eine aktuelle Bootdiskette erstellt, das klappt soweit auch, die 15 Jahre alte Magnetscheibe lässt sich noch verwenden. Nun nur noch das Laufwerk ans Board anschließen. Wie war das nochmal gleich? Ahja, die markierte Ader am Flachbandkabel muss zum Pin Nr 1 zeigen. Zum Glück sind sowohl auf dem Board als auch am Laufwerk Markierungen. Nun also hofnungsvoll die Disk ins Laufwerk und gebootet... "OS not found" - obwohl das Laufwerk gerattert hat. Eine testweise aus der Diskettenbox gefischte DOS-Bootdiskette von 1995 liefert das gleiche Ergebnis. Vielleicht sind die alten Disketten doch nicht mehr verwendbar? Aber halt, das Laptop, mit dem die Bootdiskette erstellt wurde, bootet anstandslos von beiden Disketten. Kommt also nur noch das Diskettenlaufwerk als Übeltäter in Frage. Nach ein paar Verdrathungs-Verrenkungen konnte das im gebraucht erworbenen Tower verbaute Diskettenlaufwerk ans neue Board angeschlossen werden - und siehe da: DOS bootet!

09-BIOS-flash 132 300pxNun sollte das BIOS zu flashen ja nur noch ein Klacks sein. Aber Fehlanzeige - das Flashprogramm läuft nur unter ganz purem DOS, so ein Teufelszeug wie "erweiterter Speicher" stört da nur! Zum Glück kann man unter DOS die Bootoptionen mittels Druck auf die F8-Taste während des Startvorgangs ("MS-DOS wird gestartet") die einzelnen Optionen aus config.sys und autoexec.bat abwählen. Nachdem auf diese Weise der Aufruf von himem.sys und emmm386.exe unterbleiben konnte, arbeitete auch das Flash-Programm gut mit und tat seinen Dienst nach dem Aufruf auf der Kommandozeile ohne weiteres Zutun. Danach muss der PC noch rebootet werden. Der daraufhin erscheinende POST-Bildschirm bestätigt, dass die neue BIOS-Version installiert wurde und auch funktioniert.

Xeon E5440 im SockelNun kann es ans Installieren der geplanten CPU gehen. Dazu wird der PC wieder vom Stromnetz getrennt, der CPU-Kühler entfernt (Schrauben diagnonal gegenüberliegend heraus drehen), dann wird der Hebel, der die Deckplatte auf der CPU fixiert gelöst und nach oben geklappt, so dass eben jene Deckplatte nun auch mobil ist und die CPU frei gibt. Jetzt wird die alte CPU heraus genommen und die neue platziert, der Deckel wieder geschlossen und der Hebel umgelegt. Der Lüfter kann auf die bewährte Weise wieder angebaut werden. Es folgt der spannende Moment - und es erscheint die Meldung, dass jetzt ein Xeon 5440 auf dem Board arbeitet.


pcie x8 vs. x16Momentan läuft das ganze System noch mit der Onboard-Grafik. Diese bietet allerdings nicht einmal einen DVI-Ausgang, geschweige denn eine vernünftige Grafikleistung. Beim Einsatz in einem Server ist das auch herzlich egal, allerdings möchte ich das ganze eher in Richtung Workstion ausrichten. Dazu braucht es eine Grafikkarte. Eins habe ich aber eingangs nicht beachtet: Das Board bietet nur einen PCIe-x8-Slot, für Grafikkarten braucht man aber einen x16-Slot. Nun können x16-Grafikkarten auch mit x8 angebunden werden, aber der Steckplatz auf diesem Board passt schon rein machanisch nicht zu einer x16 Grafikkarte, er ist zu kurz und durch eine Plastik-Brücke abgeschlossen, so dass beim besten Willen keine normale Grafikkarte reinpasst.

Das hätte mir alles zugegebenermaßen auch eher einfallen können - ist es aber leider nicht! Daher habe ich mich noch nachträglich auf die Suche nach einem anderen Board gemacht, mit dem Hintergedanken verbunden, das erste Board wieder zu verkaufen. Für knapp 90 Euro fand ich eine gebrauchte Hauptplatine von Asus, die DSBV-D. Sie bietet im großen und ganzen die selbe Ausstattung wie das Supermicro-Board, nur eben mit einem passenden PCIe-Slot (der auch nur mit x8 angebunden ist, aber damit kann ich leben).

500-W Netzteil SteckerNachdem ich das heiß ersehnte Stück Hardware in den Händen halten konnte, habe ich sofort eine CPU und einen Teil des Arbeitsspeichers installiert und das Netzteil angeschlossen. Dabei fiel auf, das das Asus-Board einen Stromanschluss mehr als das Supermicro-Board braucht. Neben dem 24-poligen ATX-Stecker und einem achtpoligen 12-V-Anschluss bedarf es hier noch eines weitern, vierpoligen 12-V-Anschlusses. Leider bietet dieses Netzteil sowas nicht. Nun könnte man natürlich mit Hilfe von Adaptern die Anschlüsse zur Laufwerksversorgung zum Anschluss bringen, aber auf solche Frickelein möchte ich eigentlich verzichten. Der Versuch, einfach mit einem Stecker weniger zu starten scheiterte natürlich (so steht es auch im Handbuch). Folglich braucht es ein neues Netzteil. Leider haben nur Netzteile der oberen Leistungs- (und Preis-)Klasse alle benötigten Anschlüsse. Das 750-W-Netzteil mit passenden SteckernAm naheliegendsten wäre hier natürlich auch wieder auf die Suche nach gebrauchter Technik zu gehen. Allerdings ist das Projekt gerade in einem Stadium angekommen, an dem ich keine Lust habe, wieder ein paar Tage zu warten. Folglich erwarb ich bei einem lokalen Händler für viel Geld ein 750-Watt-Netzteil von Enermax (Revolution 87+).

Das BIOS aus 2008 unterstuetzt auch den Xeon E5440Mit diesem Neukauf sprang das Board endlich an. Mehr aber auch nicht, kein Beep, kein Bild. Mutigerweise hatte ich schon einen der "großen" Xeons eingebaut. Leider hat auch diese Hauptplatine kein aktuelles BIOS, so dass sich die BIOS-Update-Prozedur noch einmal wiederholen muss. Zwar bietet Asus auch ein Flash-Programm an, das unter Windows läuft, nur hat dieses System momentan nocht nicht mal eine Festplatte, folglich auch kein installiertes Windows. Aber nach dem bisher Erlebten stellt das alles keine Hürde mehr dar, das BIOS wurde erfolgreich geflasht.

CPU mit adaequater Menge WaermeleitpasteAnschließend konnte ich erst einen, dann auch den zweiten Prozessor installieren. Nur um mich zu erschrecken braucht das Board jetzt für den POST (Power on self test) ein paar (Schreck-)Sekunden länger, aber letztendlich funktioniert alles.

Als letzter Zwischenschritt fehlt nur noch die Installation der beiden verbleibenden Speicher-Module, hier warten aber keine Überraschungen. Das Board erkennt jetzt alle vier Module und präsentiert 8 GB zu verwendenden RAM. 41-RAM-einbau modul3 180 300pxBeim Thema Arbeitsspeicher muss noch darauf hingwiesen werden, dass der FB-ECC-RAM deutlich wärmer wird, als normaler RAM. Ausus bietet hier zum beispiel einen spaziellen Lüfter, der auf die RAM-Module montiert werden kann. Der Lüfter war aber bei meiner Bestellung nicht dabei, glücklicherweise befinden sich im gehäuse bereits genug Lüfter, so dass ein kühlender Luftstrom über dem RAM gewährleistet ist.


45-netzteil-schraubloecher 200 300pxNachdem die Hardware nun ausführlich auf ihre Funktionsfähigkeit getestet wurde, kann das Systen zuammen gebaut werden. Als erstes wird das Netzteil ins Gehäuse geschraubt. Da es sich um ein genormtes ATX-Netzteil handelt, passt es genau ins Gehäuse. Damit man es nicht verdreht einbaut, ist eines der vier Befestigungs-Schraublöcher leicht versetzt positioniert. Das neue 750 W-Netzteil ist aber ein wenig länger als das alte. Das ist in einem Gehäuse das groß genug ist kein Problem, nur in kleinen Gehäusen können sich in dieser Situation Laufwerke und Netzteil ins Gehege kommen.

Im nächsten Schritt wird das mit CPUs und RAM bestückte Mainboard in das Gehäuse eingebaut. Wenn noch nicht geschehen wird zuvor die ATX-Blende ins Gehäuse eingesetzt, damit die externen Schnittstellen am Board nicht frei in die gegend gucken. Da das große Serverboard auch die Reserveräume dieses an sich recht geräumigen Gehäuses ausreizt ist ein wenig Fingerspitzengefühl von Nöten. Man sollte beim Einsetzen des Boards übrigens versuchen, diese schwere Materialkombination nicht an irgendwelchen kleinen ähnlichen Bauteilen anzufassen, die verbiegen sich nur uns brechen ab. Relativ gefahrlos kann man das Board an den beiden CPU-Lüftern anfassen, die ja an sich die Hauptmasse darstellen, am besten hält man es aber mit beiden Händen am rechten und linken Rand fest und setzt es ins Gehäuse.

49-tower isoband 211 300pxIm Idealfall sitzen die Löcher im Board exakt über den Gewinden im Towergehäuse (dafür gibt's Standards!). Manchmal kann es aber vorkommen, dass im Gehäuse weniger Befestigungsmöglichkeiten vorhanden sind, als sie das Board anbietet. Hierbei ist zu beachten, dass das Board insgesamt einen sicheren Sitz haben muss. Das Board darf sich nicht durchbiegen, wenn zum Beispiel der RAM gewechselt oder eine Erweiterungskarte eingesteckt wird. Am ehesten frei in der Luft hängen kann die Ecke vom Board, wo die Festplatten- und Laufwerkskabel eingesteckt werden, da dies meist ohne größeren Kraftaufwand möglich ist.

In diesem konkreten Fall gibt es zuviel und zuwenig Befestigungsgewinde gleichzeitig, das heißt an einigen Stellen hängt das Board in der Luft, an anderen Stellen liegt es auf den Gewinden auf, ohne das man an dieser Stelle eine Schraube einziehen kann. Beides ist nicht gut! Das Frei-in-der-Luft-Hängen kann man durch zusätzliche Gewindebolzen lösen, die dafür benötigten Löcher sind zum Glück vorhanden. Das "Zuviel" kompensiert man dadurch, dass Isolierband über die Gewinde geklebt wird, so dass an dieser Stelle kein Kurzschluss entstehen kann.

51-board-einbau-blende 245 300pxNach diesen Vorbereitungen kann nun die Hauptplatine mit allem was dazu gehört ins Gehäuse gesetzt werden. Dabei muss man zuerst darauf achten, dass keine Kabel im Weg sind, zweitens muss man beim einschieben der Anschlussleiste durch die ATX-Blende aufpassen, dass man die kleinen Federn an der Blende nicht verbiegt und drittens muss man aufpassen, dass man nicht durch irgendeine Ungeschicklichkeit das Ganze kaputt macht...

56-board einbau stecker systempanel 221 300pxIst das Board platziert, werden durch alle Befestigungslöcher, unter denen sich auch ein Gewinde befindet, die passenden Schrauben angezogen. Bitte fest, aber nicht zu fest (Nach fest kommt ab!). Nun müssen noch die Stromstecker und die kleinen Drähte für Einschlter, Reset und Status-LEDs platziert werden. letztere sind etwas fricklig, da sehr klein. Außerdem muss man sich peinlichst genau an die Hinweise aus dem Handbuch halten. Meist sind die bunten Drähte der Pluspol und die weißen oder schwarzen der Minuspol.

58-board einbau stecker 2auf3 224 300pxEine kleine Gemeinheit hat sich hier wieder versteckt: Der Stecker für die Power-LED ist dreipolig ausgelegt, es werden aber (wie für jede Diodenanbindung) nur zwei Drähte benötigt. Leider variiert es von Board zu Board, wie diese zwei Drähte in den drei Positionen stecken. Zum Glück kann man mit etwas Pfriemeleic die Drähte im Stecker umbauen. mit zum Beispiel der Spitze eines Cuttermessers (Vorsicht, Verletzungsgefahr - ich hatte aber grad nichts anderes) wird der kleine schwarze Widerhaken hochgebogen, dann kann der Draht nach hinten herausgezogen werden und in die gewünschte Position zurück geschoben werden.

Board einbau systempanel bestuecktJetzt ist es Zeit für einen kleinen Test. Stromkabel, Tastatur und Monitor werden angeschlossen und der PC gestartet. Wenn jetzt gar nichts passiert, obwohl alle Kabel richtig sitzen, ist der Draht zum Einschlter (PWR SW) entweder verkehrt herum oder versetzt eingesteckt. Hier  muss man nocheinmal ins Handbuch gucken und den Sitz überprüfen. Wenn bis hierher alles geklappt hat, können die Laufwerke angeschlossen werden.

Festplatten config im BIOSDa ich erstens ohnehin nur eine brauchbare Festplatte übrig habe und zweitens diesen Rechner nicht zum Abspeichern großer Datenmengen sondern zum Rechnen haben möchte, schließe ich nur eine einzelne S-ATA-Platte (Samsung, 600 GB, kostenlos da schon vorhanden) an den PC an. Der Festplattencontroller wird dazu im BIOS in den erweiterten S-ATA-Modus gestellt (es gibt noch den kompatibilitäts-Modus für ältere Betriebssysteme), außerdem wird AHCI (Advanced Host Controller Interface) aktiviert, damit die Platte mit der bestmöglichen Performance angesprochen wird. RAID schalte ich aus.


Bis jetzt wird übrigens die Onboard-Grafik genutzt, obwohl ich mir ja extra das Asus-Board beschafrft habe, um eine "richtige" Grafikkarte verwenden zu können. das mache ich aus dem einfachen Grund, um zu sehen wie schlecht die Onboard-Grafik ist. Man könnte also schon jetzt die definitive Grafikarte einsetzen. Kommt aber erst etwas später.

Zuerst installiere ich Windows 7 Professional. Gebrauchte OEM-Lizenzen gibt es zur Zeit für etwa 40 Euro. Zu der Windows-Installation schreibe ich hier nichts, da sie wirklich problemlos durchlief. Trotz der etwas exotischeren Hardware konnte ich Windows 7 problemlos installieren. Einzig der Chipsatz- und der Grafiktreiber mussten hinterher noch aktualisiert werden. Der Versuch mit Windows XP scheiterte schon an der fehlenden Treiberdiskette für den Festplattencontroller. XP ist auch auf so einer Maschine nicht empfehlenswert. Die 32-bit-Variante kann den Arbeitsspeicher nicht komplett nutzen (nur bis unter 4 GB) und der 64-bit-Version ist nur eine mühevoll zusammengestückelte Hilfskonstruktion, die nicht wirklich Spaß macht.

Nun also zur Grafik: Die Onboard-Grafik ist wirklich nur fürs Nötigste geeignet. Für einen reinen Server absolut ausreichend (es kommt ein Bild raus), aber an einer Workstation nicht zu gebrauchen. Windows Aero - denkt nichtmal dran! Selbst wenn man ein Fenster auf dem Desktop verschiebt, sieht es irgendwie aus wie in den 90ern... Also rein mit der "neuen" Grafikkerte. Das ist zur Zeit erstmal auch nur eine Radeon 3450 aus der Reservekiste (und damit erstmal ohne zusätzliche Kosten), aber die ist um Längen performanter als die Onboard-Alternative.

Die rein mechanische Installation der Grafikkarte ist unspektakulär, um aber Reibereien zu vermeiden deaktiviert man am besten zuvor die Onboard-Grafik mittels Jumper (siehe Handbuch).

Nichts böses ahnend schlatete ich den PC nach dem Einbau der Grafikkarte wieder ein  - außer einem kurzen Anlaufen der Lüfter passierte aber nichts! Der Versuch mit einer anderen, noch älteren Grafikkarte aus dem hause NVidia brachte das gleiche ernüchternde Ergebnis. Der Rückbau der Grafikkarte und die Reaktivierung der Onboard-Grafik brauchte auch nichts. Habe ich das System etwa geschrottet? Aber wie? Wenn wirklich etwas durchgebrannt wäre, hätte ich ein wenig blitzen oder einen kleinen Knall erwartet (schonmal erlebt...). Das hier klang aber eher, als wenn das Natzteil sofort wieder abschaltet.

Um dem Problem auf den Grund zu gehen wurde alles wieder aus dem Gehäuse herausgeholt und außerhalb aufgebaut. Glücklicherweise bootete der PC jetzt! Mit eingesteckter Grafikkarte bootet der PC nun ebenfalls. Alles deutet also auf ein machanisch-elektrisches Problem hin, das durch das Einsetzen der Grafikkarte ausgelöst wird. Schmauchspuren oder andere Defekte sind zum Glück nicht zu erkennen. Als verdächtig erweist sich das Befestigungsloch am Board-Rand genau unter der Grafikkarte. Hier wird durch den Einbau der Karte das Board weiter in Richtung Gehäuse gedrückt, eventuell konnt es dadurch zu einem Kurzschluss. Dazu würde auch die Beobachtung passen, dass der PC kurz anläuft und sich dann sofort wieder abschaltet.

61-board einbau isoband 236 300pxRund um das Befestigungsloch habe ich etwas Isolierband angebracht. Die Teile werden nun Stück für Stück wieder ins Gehäse gebaut, zwischendurch starte ich den Rechner immer wieder um zu sehen, ob ein Problem auftritt. nachdem alles wieder an seinem Platz ist, startet Windows korrekt durch. Also scheint das Problem tatsächlich gelöst zu sein. Andererseits kann auch ein Wackelkontakt dahinter stecken und vielleicht in Zukunft wieder auftreten. Klären lässt sich das zu diesem Zeitpunkt nicht endgültig.

Von der Leistung her gesehen ist die Grafikkarte aber ein echter Gewinn. Windows fühlt sich deutlich schneller an, und das obwohl es sich um eine auch nicht gerade neue Karte handelt. einen Benchmark-Vergleich kann ich hier nur indirekt bieten: Mit der Onboard-Grafik starten weder Furmark noch 3Dmark06. mit der "kleinen" Radeon hingegen laufen die Tests. Wenn auch mit bescheidenen Ergebnissen... Eventuell werde ich mir noch eine etwas kräftigerer Grafikkarte beschaffen. Dann ergänze ich diesen Artikel noch einmal.


An dieser Stelle will ich zum Ende dieses Berichtes kommen. Wie eingangs erwähnt ist es eine Mischung aus Anleitung und Geschichte-erzählen geworden. Aber auf diese Weise hoffe ich ein wenig Einblick in die Probleme gegeben zu haben, die man sich an Land zieht, wenn man mit exotischer Profihardware hantiert. Unterm Strich ist ein recht leistungsfähiges System für eine verhältnismäßig geringe Summe heraus gekommen. Als die verwendeten Produkte noch frisch auf dem Markt waren, hätte man garantiert mehrere tausend Euro löhnen müssen. Und ein PC mit ähnlicher Leistungsfähigkeit (8 Kerne, Xeons) kostet heute auch noch wesentlich mehr (auch wenn die modernen Xeons pro Kern selbstverständlich eine höhere Leistung bringen als die hier verwendeten Prozessoren). Es ist zwar keine Höllenmaschine geworden, dafür aber ein nicht ganz alltäglicher Numbercrunsher :-)

Einkaufliste (zur Verdeutlichung sind gebündelt erworbene Komponenten mit dem zu erwarteden Einzelpreis angegeben):
Asus DSBV-D, gebraucht, 90 EUR, eBay
2 x Xeon E5440, gebraucht, 150 EUR, eBay
2 x CPU-Lüfter Kupfer Sockel 771, neu, 50 EUR, eBay
4 x 4 GB FB-DIMM, ca 80 EUR, eBay Kleinanzeigen
Enermax Revolution 87+, neu, 179 EUR, Händler (adäquates gebrauchtes NT ca 100 EUR)
Gehäuse mit Floppy+DVD-Laufwerk, gebraucht, 50 EUR, eBay Kleinanzeigen
Windows 7 Profressional OEM, 40 EUR, eBay

Festplatte, Grafikkarte, Tastatur und Maus waren schon vorhanden. Bei Gebrauchtkauf sind für ähnliche Komponenten wie oben verwendet ca. 60 EUR einzuplanen.

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