Manch Computer-affiner Zeitgenosse hat sicher schonmal den Wunsch gahabt, einen Computer zu besitzen, der über das normale Maß hinaus leistungsfähig ist. Allerdings hat leistungsfähige Hardware ihren Preis. Um dennoch ein Gerät im eigenen Computer-Repertoire zu haben, das einen die Luft von professionellen Servern und Workstations schnuppern lässt, dabei aber bezahlbar bleibt, ist der Rückgriff auf gebrauchte, ältere Hardware eine Option. Wenn man bedenkt, dass ein aktueller Xeon mit acht Kernen (Xeon E5-2650, 2 GHz, Sandy Bridge, Stand Oktober 2012) für über 1000 Euro über den Ladentisch geht (und da ist das Drumherum noch nicht dabei), ist ein Rückgriff auf beispielsweise zwei vier Jahre alte Xeons (E5440, 2,83 GHz, 4 Kerne, Penryn-Architektur, Neupreis 2008 650 $) auf einem Dual-Prozessor-Board eine Alternative. Die meisten Teile aus dieser Zeit erhält man ohnehin nicht neuwertig, also kann man auch von vornherein den Kauf von Gebrauchtware ins Auge fassen. Die Quelle Nr. 1 für dieses Ansinnen ist - wie sollte es anders sein - eBay inklusive eBay Kleinanzeigen.
Dieser Artikel soll Bericht und Anleitung zugleich sein. Ich habe hier aufgeschrieben und fotografiert, welche Arbeitsschritte nötig sind und was zu beachten ist. Wie immer gilt: Vorsicht beim Hantieren mit elektronischen Bauteilen, die sind empfindlich! Und Stecker aus der Steckdose beim Basteln!
Hat man noch "überflüssige" Hardwarebestandteile herum liegen, so kann man diese natürllich mit einplanen. Vor allem bei Laufwerken stellt dies im allgemeinen kein Problem dar. Etwas schwieriger sieht es da schon beim Thema Gehäuse und Netzteile aus, denn Server-Hauptplatinen sind meist deutlich größer als ATX-Mainboards und benötigen auch teilweise andere Stromanschlüsse. Die Verwendung von "normalem" Arbeitsspeicher fällt aus, es kommt nahezu immer ECC- (Fehlerkorektur) und FB- (Fully Buffered, größere Stabilität) RAM zum Einsatz.
Folglich ist die Beschaffung von Hauptplatine, Arbeitsspeicher, CPU, CPU-Lüfter und Gehäuse einzuplanen. Soll an der "Workstation" auch noch gespielt werden, muss man auch noch eine Grafikkarte einplanen. Dies kann ein schwieriges Unterfangen werden, doch dazu später mehr.
Nach einigem Suchen fand ich ein Komponenten-Bundle, das meinen Ansprüchen recht nahe kam. Es handelte sich um ein Big-Tower-Gehäuse inklusive Netzteil mit einer Hauptplatine für zwei CPUs von Supermicro (X7DVL-E), dazu kommt ein Zweikern-Xeon L5050 sowie 4 x 4 GB DDR2-SDRAM (FB, ECC). Außerdem gehören noch ein DVD- und ein Diskettenlaufwerk dazu. Das ganze hat mich inklusive Versand erstmal 250 Euro gekostet. Da der Prozessor aber nur zwei Kerne hat und auch nur eine CPU mit dazu gehört, habe ich zusätzlich noch zwei XEON E5440-CPUs sowie einen weiteren CPU-Lüfter für insgesamt 175 Euro hinzu gekauft. Dabei habe ich festgestellt, dass man, wenn man denn nicht zu unverschämt ist, mit eigenen Preisvorschlägen durchaus Erfolg haben kann und so den eigentlich geforderten Preis ein wenig drücken kann.