Vor kurzem ereiferte ich mich ja über die in einer Fernsehsendung dargestellte Aufrüstung eines sieben Jahre alten Notebooks für meiner Meinung nach zu viel Geld. Nun bekam ich die Gelegenheit, es selbst besser zu machen. Ausgangspunkt ist ein Fujitsu-Siemens Amilo M6453G mit einem Pentium M 1,8 GHz, 1 GB RAM, DVD-Laufwerk (CD-Brennfunktion) und 60 GB Festplatte samt seit dem Kauf nicht neu installiertem Windows XP home.
Die 60 GB Festplatte ist für die zu erwartende Benutzung zwar prinzipiell ausreichend, aber leider doch sehr langsam. Der Arbeitsspeicher ist eher knapp bemessen und ab nächstem Jahr gibt es für Windows XP keine Sicherheitsupdates mehr. Zwar ist der Einkern-Prozessoer auch nicht mehr das Wahre, aber der lässt sich nunmal nicht austauschen. Zielstellung ist auch, nicht mehr als 100 Euro für die Aufrüstung zu verwenden, da sonst auch gleich der Neukauf eines Billig-Notebooks in Frage käme.
Am einfachsten gestaltet sich meist das Aufrüsten des Arbeitsspeichers. Unser Notebook verwendet DDR2-SDRAM in SO-DIMM-Form mit 333 MHz (PC2-3200S). Bei einigen Händlern gibt es spezielle Aufrüst-Pakete für dieses Notebook mit 2x1 GB RAM für etwa 35 bis 40 Euro. Da nun aber Sparsamkeit Trumpf ist, habe ich stattdessen auf eBay passenden Speicher ersteigert, inklusive Versand hat das 14,40 Euro gekostet.
Achtung: Vor dem Öffnen des Notebooks bitte den Netzstecker ziehen und auch den Akku entfernen!!!
Zum Einbau des RAMs muss zunächst an der Unterseite des Gehäuses eine Schraube gelöst werden (mit K/B gekennzeichnet, "Keyboard"), die die Tastatur fixiert. Nun kann von der Vorderseite aus die Tastatur hochgehebelt werden, dabei gilt es kleine Klammern an der Oberseite von der Tastatur wegzudrücken. Die Tastatur ist mit einem Flachbandkabel am Notebook befestigt und kann nach vorne weggeklappt werden. Unter der Tastatur kommt eine Metallklappe zum Vorschein, die mit einer Schraube befestigt ist. Nach dem Herausdrehen dieser Schraube ist der Blick auf den installierten RAM frei. Da hier schon zwei Module installiert sind, was der maximalen Bestückung entspricht, müssen diese entfernt werden. Dazu drückt man die Halteklammern vorsichtig nach außen, woraufhin sich der Speicherriegel aus seiner Verankerung löst.
Der Einbau der neuen Speicherriegel erfolgt in umgekehrter Reihenfolge: Der Speicher wird leicht schräg von oben in den Slot gedrückt (Die Rastnase verhindert ein verdrehtes Einbauen) und danach flach in die Halterung gepresst, so dass die beiden Halteklammern einrasten. Nachdem dies für beide Speicherriegel durchgeführt wurde, kann die Metallabdeckung wieder verschlossen und festgeschraubt werden. Die Tastatur wird zurück in ihren Platz gesetzt und vorsichtig angedrückt. Nun kann die Schraube auf der Notebookrückseite wieder fixiert werden. Zur Kontrolle, ob der Arbeitsspeicher erkannt wird, wird das Netzkabel eingesteckt und das Gerät hochgefahren.
Die nächste Baustelle und auch etwas anspruchsvoller ist die Festplatte. Zunächst muss eine neuere Platte beschafft werden. Dazu muss man besonders bei alten Geräten klären, ob die Platte mittels parallelem ATA oder seriellem ATA angeschlossen wird. Parallel-ATA-Laufwerke sind mittlerweile schwer zu bekommen und damit potenziell teurer als die aktuellen Serial-ATA-Laufwerke. In diesem Fall hatte ich Glück, es handelt sich um eine S-ATA-Platte. Ein adäquates Modell mit 250 GB Platz konnte ich für 22,50 EUR inklusive Versand ersteigern.
Zum Wechsel der Festplatte müssen auf der Gehäuseunterseite etliche Schrauben gelöst werden. Man sollte sich tunlichst merken, welche Schraube in welchem Loch steckt, da sich die Schrauben in ihrer Länge machmal nur minimal unterscheiden und beim Wiederverschließen bei Verwechslungen Probleme auftreten können. Nach dem Lösen der Schrauben kann nun der Deckel auf der Unterseite des Notebooks aufgeklappt werden. Darunter kommt neben diverser anderer Bauteile die Festplatte zum Vorschein, welche samt ihrer Halterung mit zwei weiteren Schrauben fixiert ist. Nach dem Lösen dieser Schrauben kann die Platte durch vorsichtiges Schieben nach rechts aus ihrer Position gelöst werden. Nun wird sie aus ihrem Rahmen befreit, die neue Platte samt Rahmen an ihre Position verbracht und alle zuvor gelösten Schrauben werden in umgekehrter Reihenfolge wieder eingedreht. Nach dem Neustart des Notebooks wird die Platte zum Glück auch erkannt und kann verwendet werden.
Nachdem nun die Hardware aufgerüstet wurde, kann es zum Software-Upgrade kommen. Da die neu eingebaute Festplatte ohnehin leer ist, folgt eine saubere Betriebssysteminstalltion. Für 26 Euro konnte ich eine Windows 7 home premium Lizenz ersteigern. Die Betriebssysteminstallation an sich will ich hier nicht näher erläutern, da das Windows-Setup mittlerweile eigentlich ganz glatt durchläuft.
Die Geschichte könnte hier zu Ende sein - ein kleiner Schönheitsfehler bleibt aber noch: Die Treiber. Windows hat keinen aktuellen Grafiktreiber für den im Notebook verbauten ATI Mobile Radeon X600 SE bei sich. Auch das Windows Update liefert keinen passenden Treiber und die AMD/ATI-Seite zeigt sich auch wenig spendabel. Dies liegt darin begründet, dass für die Mobil-Grafikchips nicht die Chip-, sondern die Notebook-Hersteller zuständig sind. Und die wollen neue Notebooks verkaufen und nicht Support für historische Technik leisten. Eine Lösung muss trotzdem her, denn ohne passenden Treiber wird das Display nur in 800x600er oder 1024x768er Auflösung angesprochen, dabei handelt es sich um ein Display mit 1280x768 Pixeln. Durch das falsche Ansprechen ist die Darstellung verzerrt und unscharf. Außerdem wird nicht der volle Leistungsumfang des Grafikchips abgerufen, was zu Problemen mit einigen grafischen Spielereien und bei der Videowiedergabe führt.
Zum Glück bin ich nicht der einzige mit diesem Problem, nach einigem Suchen fand ich eine Anleitung, wie man das Treiberpaket von ATI zur Mitwirkung bewegen konnte: Zuerst besorge man sich eine ältere Ausgabe der ATI/AMD-Treiber, die die im Notebook verbaute Grafikkarte unterstützt, ich habe mich für den Catalyst 9.3 für Vista entschieden. Zum Glück bietet AMD eine Seite mit älteren Treibern an. Nach dem Download wird die Installationsdatei zunächst ausgeführt, das Setup aber nach dem Entpacken der Treiberdateien abgebrochen. Nun kommt der "Mobility Modder" zum Einsatz, der ein paar der Treiberdateien dahingehend verändert, dass Windows sie als zur Hardware passend erkennt. Nun kann das eigentliche Treibersetup aus dem vom Treiber-Download erstellten Verzeichnis gestartet werden (meist C:\ATI\support\[Version]). Hiernach wird das Display auch in der nativen Auflösung angesprochen.
Auch den Sound-Treiber installiert das Windows-Setup nicht von alleine korrekt, nach einer kurzen Suche nach dem passenden Realtek-Treiber fand sich aber schnell der zugehörige Download, der auch ohne weitere Modifikationen seinen Dienst verrichtete. Ebenso verhielt es sich mit dem Touchpad, das sein etwas störrisches Verhalten mit dem Standardtreiber nach der Installation eines aktuellen Treibers von der Herstellerseite ablegte und problemlos funktionierte.
Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass es sich um die 32-bit-Version von Windows 7 handelt. Bei einem 64-bit-Windows ist es nicht ohne weiteres möglich, unsignierte Treiber zu installieren, wie es in diesem Fall nötig ist. Diesbezügliche Warnmeldungen der 32-bittigen Version muss man akzeptieren.
Bleibt noch der Kassensturz: RAM für 14,40 EUR, die Festplatte für 22,50 EUR und die Windows-Lizenz für 26 EUR, macht zusammen gerade einmal 62,90 EUR plus Arbeitszeit. Also etwas über 60 Euro um ein sieben Jahre altes Notebook zumindest für Anwendungen wie Textverarbeitung und Internet wieder flott zu machen. In meinen Augen nicht schlecht :-)