Gestern stieß ich beim Durchzappen auf eine Magazinsendung im Privatfernsehen, in der ein Beitrag zur Aufrüstung eines acht Jahre alten Notebooks ausgestrahlt wurde. Soweit, so interessant dachte ich mir und schaute zu. Ein paar Unstimmigkeiten fand ich aber doch, die ich hier loswerden möchte.

Wie schon eingangs erwähnt handelte es sich um ein Notebook aus dem Jahr 2005, der Prozessor wurde nicht genannt, aber ein Intel Centrino-Logo konnte ich erkennen. Es waren 1,5 GB RAM und eine 40 GB Festplatte verbaut, außerdem noch ein DVD-Laufwerk. Als Betrebssystem war Windows XP Home zu erkennen. Das Problem der Benutzerin war die lange Startzeit von über drei Minuten, mangelhaftes Multitasking und ruckelnde Videos.

Aufgerüstet wurde das gute Stück auf 2GB RAM, eine 64 GB SSD und einen BluRay-Brenner. Zusätzlich wurde das lahmende W-LAN durch einen neuen W-LAN-USB-Stick beschleunigt. Beim Preisvergleich schnitt natürlich das Internet am besten ab, die lokalen Händler waren allesamt teurer. Insgesamt kostete die Aufrüstaktion etwa 220 Euro. Am Ende startet das Notebook in unter einer Minute, Videos laufen einwandfrei und auch zwei Anwendungen gleichzeitig tun ihren Dienst.

Ziel also erreicht? Nunja, ein paar Dinge hätte ich anders gemacht. Die Aufrüstung des Arbeitsspeichers um nur 512 MB ist sicher besser als nichts, aber bei den niedrigen Speicherpreisen hätte ich eventuell gleich versucht, 4 GB zu installieren. Auch auf die Gefahr hin, dass unter einem 32-bit Betriebssystem nur 3,5 GB nutzbar sind, machen 4 GB deutlich mehr Sinn - vor allem wenn es ums Multitasking geht. Da mir die genaue Hardwarespezifikation des Geräts unbekannt ist, wäre es natürlich gut möglich, dass 2 GB RAM die maximal mögliche Ausstattung sind.

Die lahme Festplatte durch eine SSD zu ersetzen ist grundsätzlich eine gute Idee, auch wenn SSDs im Vergleich zu normalen Festplaten noch deutlich teurer sind. Auch sind 64 GB ziemlich schnell voll. Bei älteren Notebooks sollte man auch aufpassen, dass die Schnittstelle stimmt: Oft wurde seinerzeit noch paralleles ATA verwendet, während alle aktuellen SSDs mittels Serial-ATA angeschlossen werden. Das größte Manko hier ist aber das Betriebssystem: Windows XP unterstützt SSDs nicht vernünftig. Zwar läuft es, allerdings werden Kommandos zur optimalen Anordnung der Daten (Trim etc.) nicht angewendet. Ich hätte in diesem Fall eine günstigere und größere herkömmliche Festplatte genommen. Im Vergleich zu dem 40 GB Museumsstück wird auch hier ein Leistungszuwachs deutlich werden.

Über das BluRay-Laufwerk (mit Brennfunktion, es war leider nicht zu erkennen, ob nur DVDs oder auch BluRays gebrannt werden) kann man streiten. Sicher ist das eine nette Sache, aber ich wage zu bezweifeln, dass das alte Notebook vernünftig BluRays abspielen kann. Hier ist zuerst zu klären, ob die Verschlüselung der Filme unterstützt wird. Außerdem waren CPUs vor acht Jahren noch ein wenig schwach für Full-HD-Filme. Ich hätte mir diesen Aufrüstschritt gespart.

Was im Beitrag leider verschwiegen wurde, ist das Upgrade des Betriebssystems, das sinnvollerweise durchgeführt wurde. Statt XP home lief am Ende Windows 7. Im Zuge des oben erläuterten SSD-Einbaus ist das sicher äußerst sinnvoll. Des weiteren läuft im nächsten Jahr der Support für Windows XP aus, das heißt es wird keine Sicherhaitsupdates mehr geben. Für eine Windows 7-Lizenz muss man je nach Variante etwa 40 bis 70 Euro veranschlagen. Obacht sollte man hier nnur bei der Treiberinstallation walten lassen, oft gibt es Treiber nur beim Notebookhersteller und da ist es eher unwahrscheinlich nach acht Jahren noch auf aktuelle Versionen zu treffen. Zum Glück bietet Windows 7 von Haus aus eine recht gute Treiberversorgung.

Was weiterhin unterschlagen wurde sind die Arbeitskosten für die Aufrüstung. Die lokalen Händler im Beitrag boten diese für 40 bis 80 Euro an, diese Kosten fielen jedoch weg, da der Experte in der Sendung das Notebook kostenfrei aufrüstete. Alles in allem Tätigkeiten, die der halbwegs geschickte Nutzer auch selbst ausführen kann - aber nicht jeder traut sich das wirklich.

Wenn man nun die eigentlichen Kosten zusammen rechnet, kommen zu den ca 220 Euro aus dem Beitrag noch die Windows-7-Lizenz mit etwa 50 Euro und die Arbeitszeit mit etwa 60 Euro hinzu. Und schwupp-di-wupp ist man bei etwa 330 Euro. Hier finde ich lohnt sich die ganze Aktion nicht mehr, denn für 400 bis 500 Euro bekommt man schon äußerst ordentliche aktuelle Modelle, die außerdem schnellere CPUs und auch einen frischen Akku bieten (bei älteren Notebooks meist ein großes Problem). Alternativ wäre die Spar-Aufrüstung nach meinen Vorschlägen (nur mehr RAM (50-60 Euro) und eine normale Festplatte (ebenfalls 50-60 Euro)) mit etwa 110 Euro zuzüglich neuer Windows-Version möglich.

Unterm Stich: Ein netter Beitrag, der ein Thema behandelt, das sicher den einen oder anderen betrifft. Aber in meinen Augen nicht die optimale Lösung und leider auch unvollständig.


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